Ahmadinejad: Ihr werdet Sturm ernten

Weil alle Welt blickt auf Hassan Rohani, den kommenden Präsidenten des Iran blickt, gehen die Worte des Noch-Präsidenten Ahmadinejad anlässlich des Quds-Tages unter. Doch gerade die (zu finden unter www.president.ir/fa) verdienen eine nähere Betrachtung.

Ein alles niedermachender Sturm sei unterwegs, tönt Ahmadinejad, der die Zionistenbasis herausreissen werde. Zwar distanziert sich Ahmadinejad ausdrücklich von jeglichem Krieg (“Wir sind keine Bellizisten”), doch macht er deutlich, dass die Palästina-Frage durch politische Kompromisse nicht gelöst werden könne.

Für Ahmadinejad ist Israel nur ein Mittel westlicher Mächte, über die Region zu herrschen. In der Sprache des Antikolonialismus beschwört er Freiheit, Demokratie und Frauenrechte – Werte, die im Iran bekanntlich hohen Respekt geniessen. Diese Werte seien den Zionisten geopfert worden. Ohnehin seien die politischen Führer Europas und Amerikas Zionisten.

Ahmadinejad wiederholt die beliebte Behauptung nahöstlicher Extremisten, dass der Zionismus mit Religion nichts zu tun habe und die Behauptung der Zionisten, selber Juden zu sein, eine Lüge sei. Tatsache dagegen sei, dass Wirtschaft und Medien weitgehend in der Hand von Zionisten sich befänden. Das zionistische Regime sei nur die Realität des kapitalistischen Systems und das wahre Gesicht von Ausbeutern und Sklavenhaltern. Die Unterstützer der Zionisten, so Ahmadinejad, feierten die Ereignisse in Syrien und Ägypten.

Der Weg Khomeinis und des Iran dagegen sei niemals der Weg des bewaffneten Krieges gewesen, sondern der humane Weg und die Selbstlosigkeit. Letzteres (pers. fedā-kārī) kann auch mit “Aufopferung” übersetzt werden. Manch einer dürfte darin wohl eine Ermutigung zu Selbstmordattentaten sehen. An die Zionisten richtet Ahmadinejad eine Warnung: Ihr habt keinen Platz in unserer Region. Ihr habt in der Welt (!) Wind gesät und werden Sturm ernten.

Typischer Extremistensprech also: Eine gewaltverherrlichende Sprache in Kombination mit dem Bekenntnis, dass Kompromisse ganz und gar ausgeschlossen seien, bildet die Steilvorlage für Extremisten, den jüdischen Staat mit Gewalt zu bekämpfen. Ahmadinejad selbst distanziert sich freilich vom Krieg. “Wir” sind schliesslich keine Bellizisten…

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